Helmut Seethaler verurteilt
Beschreibung
Der Wiener "Zettelpoet" Helmut Seethaler, der seit 35 Jahren im öffentlichen Raum seine sogenannten Pflück-Texte hinterlässt, ist am Donnerstag im Straflandesgericht wegen Sachbeschädigung zu zwei Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Richterin Andrea Wolfrum achtete es als erwiesen an, dass der 56-Jährige im vergangenen Herbst am Vorplatz des Museumsquartiers 13 Steinplatten mit einem Textmarker verunstaltet hatte, indem er den Schriftzug www.hoffnung.at und seine Telefonnummer hinterließ.
https://www.youtube.com/watch?v=fy38Bycu38U&index=6&list=PLMpjRqxmV5v5h8kTENykVDbvvmQ3qTqz_
Seethaler, der "im Sinne der Freiheit der Kunst" einen Freispruch verlangt hatte, meldete volle Berufung an, verließ den Verhandlungssaal, zückte einen Filzstift und beschriftete in großen Lettern den Fußboden mit www.hoffnung.at und der Nummer seines Festnetzanschlusses. Zusätzlich brachte er den Schriftzug "Kunstverbreitung bringt mi ins Häf'n" an.
Erwartete Provokation
Die Richterin hatte mit einer Provokation des Künstlers gerechnet und daher vorsorglich Saalschutz angefordert. Die zwei dafür abgestellten Uniformierten sahen Seethaler jedoch seelenruhig zu, wie er sich am Fußboden "verewigte" und nachher bereitwillig anwesenden Medienvertretern Interviews gab, was die Richterin "unglücklich" machte, wie sie der APA verriet.
Quelle: KURIER-Artikel vom 18.02.2010 13:12
Sachbeschädigung nur bedingt und liegt erst dann konkret vor, wenn sich das Beschriftete nicht entfernen lässt.
Ich gehe mal davon aus, dass der Mann keinerlei Vorstrafen hatte.
Wenn schon Haft, was ja schon ein Hammer ist und völlig unverhältnismässig, dann bitte auf Bewährung.
So langsam dämmert es immer mehr Leuten, wie eng der Zaun ist, der um uns gesteckt wurde.
Solange sich niemand wirklich bewegt, spürt man auch die Gitter nicht.
"Alter Wein in neuen Schläuchen. Das altrömische Imperium lässt grüssen".
Es ist schon erstaunlich, was Menschen mit Menschen anstellen.